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Nachtvisionen, 6th Edition 10—12 Oct, 2024 Innsbruck, Austria

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Film

Engel, die ihre flügel verbrennen

Zbynek Brynych • BRD 1970 • 92min

35mm • german OV • in collaboration mit KinoZeitreisen

16.10.2019, 20:30 Leokino

Affären, Eifersucht, Mord – die Zutaten für einen klassischen Sonntagabendkrimi verrührt der Exil-Tscheche Zbynek Brynych zu einem wilden Gemisch aus Thriller, Erotik und Ekstase mit einem gehörigen Schuss 70er-Jahre-Expressivität. Eine ennuyierte Ehefrau findet kurze Stunden des Glücks in einer schnöseligen Studentenbude, ein verwahrlostes rich kid verführt Männer aus purer Langeweile und ein Sohn spielt eine weitere Variante des Ödipus-Mythos durch.

Wie schon bei Brynychs DIE WEIBCHEN (war bei der DIAMETRALE 2019 zu sehen) sorgt die schön schräge Kameraführung gekoppelt mit schrillen Bildern und dem grandiosen Soundtrack von Peter Thomas („Eins und eins ist Sex“) für einen eigenwilligen Film, diesmal über die abgehobene Welt die Münchner Schickeria. Und wie das eben so ist, muss dieses explosive Gemisch am Ende zu einem abgründig, lustvollen Höhepunkt kommen. ik.

Filmeinführung: Florian Widegger geb. 1986 in Schärding am Inn. Studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaft und ist seit 15 Jahren im Filmbereich in unterschiedlichen Positionen tätig. Seit 2017 Programmleiter im Filmarchiv Austria.

Director Zbynek Brynych • Writer Herbert Reinecker • Cinematography Josef Vaniš • Cast Susanne Uhlen, Jan Koester, Ellen Umlauf, Jochen Busse, Siegfried Rauch, Nadja Tiller • Music Peter Thomas

Zbynek Brynych – Der 1927 in Karlovy Vary geborene Tscheche arbeitet zunächst als Musiker, ehe er seit 1946 als Produktions- und Regieassistent Erfahrungen in der Filmbranche sammelt. Ein gewonnener Drehbuchwettbewerb ermöglicht ihm, Kurzfilme zu realisieren. Sein erster Langfilm Vorstadtromanze wird 1958 gleich in den Wettbewerb von Cannes eingeladen und katapultiert Brynych ins Zentrum der tschechoslowakischen Aufbruchsbewegung. Die „Neue Welle“ der 1960er Jahre bereichert er um eigenwillige Filme, die mal realistische, mal allegorische Züge tragen. Als ein Meister der Atmosphären, der alptraumhaften Dramen und des „politischen Horror“ (Jan Žalman) wird Brynych gefeiert. (DHM)